Juryvorsitzende Gisa Klönne und Crime Cologne Award Gewinnerin Simone Buchholz (Foto: Michael Haus) Friedrich Ani stand auch auf der Longlist für den Crime Cologne Award. Aber er ist ein bisschen mitschuldig daran, dass der Preis in diesem Jahr an Simone Buchholz und ihren Roman "Blaue Nacht" ging. Folgendes postete der Großmeister im März auf seiner Facebookseite und setzte die St. Paulianerin damit auf die Liste der Kritiker: Diese Autorin ist eine so verdammt warmherzige und eiskalte und gnadenlos-ehrliche Romantikerin, dass die Schlagringe der härtesten Schläger augenblicklich schmelzen würden, sollten sie je auf dieses Buch von Simone Buchholz treffen! Ich nehme mich selbst da gar nicht aus. Auch mich hat Ani auf diese Weise an Simone Buchholz erinnert. Bei 80 000 Neuerscheinungen im Jahr auf dem deutschen Buchmarkt kann man schon mal jemanden aus dem Auge verlieren. Vor Jahren bereits mochte ich Simone Buchholz' sehr lustige Single-Kolumne in der Brigitte. Die schreibt sie nicht mehr, denn sie ist inzwischen verheiratet mit Kind. Also wechselte sie zum Kriminalroman (dieser kausale Zusammenhang leuchtet mir unmittelbar ein). "Blaue Nacht" ist der mittlerweile sechste Roman um Chastity Riley, GI-Kind und Staatsanwältin in Hamburg mit guten Verbindungen ins Milieu. Eine einzige große Freude, dieses Buch. Und als Mitglied der Jury zum Crime Cologne Award hatte ich zusammen mit... ![]() ...Gisa Klönne, Margarete von Schwarzkopf, Klaus Bittner und Orkun Ertener jetzt die große Freude, Simone Buchholz für "Blaue Nacht" auszuzeichnen. Und hinterher zu feiern - aber das ist ein anderes Thema und würde alten Kopfschmerz wiederbeleben, deshalb lasse ich das ruhen (feiern Sie mal mit einer Kiez-Größe!). Der Laudatio der Juryvorsitzenden Gisa Klönne jedenfalls schließe ich mich in voller Breite an. "BLAUE NACHT, der sechste Roman von Simone Buchholz um die kettenrauchende und Astra-Pils-trinkende Staatsanwältin Chastity Riley aus Hamburg Sankt Pauli mit den wohlkaschierten Narben auf der Seele, leuchtet förmlich heraus aus einigen durchaus ebenfalls großartigen Kriminalromanen, die im letzten Jahr erschienen sind." Gisa Klönne und Simone Buchholz bei der Lesung auf der Crime Cologne im Kölner Künstlertheater (Bild: Georg zum Kley). Hier die lesenswerte Lobeshymne in voller Länge. Gisa Klönne ist selbst eine ausgezeichnete Schriftstellerin und Krimiautorin, die weiss, wovon sie spricht. "Simone Buchholz findet die perfekte Balance zwischen Coolness, Humor und Melancholie. Augenzwinkernd und charmant spielt sie wie nebenbei mit der – klassisch männlichen – hardboiled-Erzähltradition." Es ist wirklich etwas rätselhaft, warum Simone Buchholz erst jetzt so richtig entdeckt wird. Ich gönne es ihr. Oder wie sie selbst sagen würde: "Volle Gönnung!". Vielleicht half der Wechsel zum ehrenwerten Suhrkamp Verlag. Denn ihr früherer Verlag, Droemer Knaur, drückte den großartigen Großstadtromanen den Stempel "Hamburg Krimi" auf, und den Lokal- oder Regionalkrimi mag man im Feuilleton nicht. Damit hätte sich eine von Simone Buchholz' Qualitäten, nämlich die Atmosphäre des Ortes authentisch und unverwechselbar einzufangen, gegen sie gerichtet. Mit dem Erfolg von "Blaue Nacht" kann sie das Stigma der Lokalmatadorin endgültig hinter sich lassen. "Als ich das Krankenhaus verlasse, hat es der Tag dann auch geschafft. Über die Stadt fällt ein tiefes Seufzen. Die Straßenlaternen sind jetzt vollkommen zu Recht an und der Asphalt entspannt sich. Ich laufe an der Alster entlang und an den Kanälen, die mich bis zum Hafen bringen. Am Wasser zu laufen kommt mir immer so viel einfacher vor, als irgendeine Straße zu nehmen. Das Wasser bewegt sich mit, bringt mich voran. Und etwas Ordnung in meinen zerwühlten Kopf. HERZLICHEN, ALLERHERZLICHSTEN GLÜCKWUNSCH, SIMONE BUCHHOLZ! Mehr: Mein Radiobeitrag zu Simone Buchholz im Deutschlandfunk, "Büchermarkt" (auf "Sendung vom 23.9.2016", darin "komplette Sendung AUDIO" klicken) Simone Buchholz' Homepage Blaue Nacht bei Suhrkamp Gisa Klönnes Website Crime Cologne Award Comments are closed.
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